Alex Katz, zur Generation der amerikanischen Pop-Art-Künstler gehörend, verwandelt das Phänomen »Natur« in eine ungeheuer artifizielle Malerei. Die große Distanz zum Bildgegenstand macht sich nicht nur durch diese anfängliche Deutungsunsicherheit bemerkbar, sondern wird auch durch den systematisierten Farbauftrag unterstrichen.

Katz ist an diesem schon im Impressionismus so beliebten Motiv der Wasser- und Lichtspiegelungen nur als optische Erscheinung interessiert. Seine Bilder erzählen keine Geschichte und transportieren kein stimmungsvolles Moment. Spuren expressiver Individualität, wie die Handschrift des Künstlers, werden weitgehend getilgt. Das Ergebnis ist eine glatte, kühle Malerei. Die Flüchtigkeit des eingefangenen Moments und der langwierige Prozess der Vorbereitung solcher Bilder stehen dabei in einem spannungsvollen Verhältnis. Katz fertigt anfangs eine ganze Reihe von Skizzen und Zeichnungen in situ an und überträgt sie später im Atelier mit Hilfe von perforiertem Packpapier – ähnlich wie Schneider die Schnittmuster auf den Stoff übertragen – auf die große Leinwand. Fotografische Vorlagen oder technische Projektionsverfahren lehnt er ab. Der Malakt selbst vollzieht sich dann in hohem Tempo und ohne Möglichkeit zur Unterbrechung, da Katz seine Ölfarben nass in nass aufträgt. 

An den Motiven »Lake Light« und »Path« arbeitete er mehrere Jahre lang. Es entstanden zunächst zahlreiche Skizzen und auch bereits Gemälde, bis diese Bilder ihn schließlich zufriedenstellten. Wichtig war ihm auch hier eine vereinheitlichende Pinselführung in den verschiedenen Bildzonen, um den künstlichen Charakter seiner Malerei zu betonen. »Ich glaube, die Natur ist nur ein Transportmittel der Kunst«, betont Katz. Aus der Spannung zwischen dargestellter Wirklichkeit und der Künstlichkeit ihrer Wiedergabe entwickelt Katz seine werkeigene Strategie. Indem er auf durch Fotografie oder Film veränderte Sehgewohnheiten reagiert und diese als neue Perspektiven in seine Bildwelt integriert, rehabilitiert er damit die Malerei als ein immer noch zeitgenössisches Medium. Gleichzeitig bricht sich der suchende Blick des Betrachters an den Bildern von Katz: Was steckt hinter der glatten Natur-Fassade? Sowohl bei »Lake Light« als auch bei »Path« evoziert der verwirrende Perspektivenwechsel einzelner Bildflächen ein hohes Maß an Irritation. Das Verhältnis von Wasserfläche und Ufer zwischen Weg und Bäumen macht die Landschaften merkwürdig unbetretbar. Immer steht dabei die Eroberung der Bildfläche durch Pinsel und Farbe, d.h. der Malakt selbst im Vordergrund: »Es geht alles um Rhythmen  und Striche«, erläuterte Katz einmal sein Vorgehen im Hinblick auf die Entstehung seiner Landschaftsbilder. 

Das großformatige Ölgemälde »Lake Light«, ein in vieler Hinsicht wichtiges Hauptwerk von Alex Katz, wird in der Sammlung von drei kleinen Holztafeln flankiert, die nahansichtige Landschaftsausschnitte zeigen und über einen Zeitraum von zehn Jahren entstanden. Zu sehen sind Baumkronen, mal im frischen Grün, mal im herbstlichen Farbenspiel, und rankende Blätter. Das kleine Format, die betonte Nahsichtigkeit der Motive und der ansonsten im malerischen Werk von Katz strikt vermiedene, sichtbar gebliebene Pinselduktus verleihen den drei Tafeln einen skizzenhaften und damit besonders intimen Charakter. 

Anders als bei »Lake Light« scheint für den Betrachter hier ein Blick auf den unmittelbaren Malprozess, auf die Motorik des Malaktes möglich. Die dichte, wuchernde Farbe in »Green Dusk«, die temperamentvoll gesetzten kurzen Farbtupfen in »Fall« und die einzelnen, farblich nuancierten Strichkürzel vor dem flächigen Hintergrund in »Untitled« stecken dabei das Terrain malerischer Möglichkeiten ab. Immer steht dabei die Eroberung der Bildfläche mittels Pinsel und Farbe, der Malakt selbst im Vordergrund: »Es geht alles um Rhythmen und Striche«, erläuterte Katz sein Vorgehen im Hinblick auf die Entstehung seiner Landschaftsbilder. Mithilfe ganz unterschiedlicher Strategien verhindert Katz jede Vorstellung eines illusionistischen Tiefenraumes, seine Malerei bleibt ganz und gar Oberflächengestaltung: Wie ein Vorhang verschließen etwa die Blätter in »Green Dusk« den Bildvordergrund, auch wenn einige kleine weiß-blaue Farbtupfer einen hellen Sommerhimmel erahnen lassen. In »Fall« bindet Katz Vorder- und Hintergrund durch verwandte Gelbtöne zusammen und in der unbetitelten Arbeit wurde vor allem durch die Vermeidung jeder Lichtinszenierung ein Höchstmaß an Flächigkeit erreicht. Betrachtet man seine drei Bilder durch die kunsthistorische Brille, erinnert seine Konzentration auf die farbige Erscheinung der Natur an den französischen Impressionismus, seine Pinselführung und Farbgebung an die ausdrucksstarken Bilder der Expressionisten. Ganz sicher sind jedoch seine Gemälde weder vor der Natur entstanden noch als Projektionsflächen der eigenen Gemütslage gemeint. Katz schöpft sozusagen aus dem vorhandenen Reservoir künstlerischer Möglichkeiten, ohne sich auf die Väter der Moderne inhaltlich beziehen zu wollen. »Mir als Künstler geht es nicht um irgendeine Moral, nicht um Wahrheit, sondern um das Visuelle, die Oberfläche der Dinge«, äußerte Katz bei einem Interview 2003. In der Tat gilt dies auch in besonderer Weise für seine drei kleinen Landschaftsfragmente.

Path, 2006, Öl auf Leinwand, 183 x 122 cm, VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Lake Light, 1992, Öl auf Leinwand, 168,5 x 199,5 cm, VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Untitled, 1993, Öl auf Holz, 30,5 x 40,7 cm, VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Fall, 2003, Öl auf Holz, 30 x 40,5 cm, VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Green Dusk, 1997, Öl auf Holz, 30,5 x 40,7 cm, VG Bild-Kunst, Bonn 2024

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